Friday, September 27, 2013

Heißhunger stoppen: Dicksein beginnt im Kopf

Dicke werden häufig nur deshalb von Heißhunger-Attacken befallen, weil ihr Gehirn auf Essen programmiert ist. Zu diesem Ergebnis kamen schottische Wissenschaftler. Im Rahmen einer fünfjährigen Studie untersuchten sie die Ursachen der Fettleibigkeit und fanden heraus, dass zügelloser Appetit oftmals ein mentales Problem darstellt. Die Wurzeln liegen in der Evolutionsgeschichte. Wie BBC berichtet, planen die Forscher, den Heißhunger stoppen und neue Medikamente gegen die Fettsucht zu entwickeln.


Bei Diäten schlägt das Gehirn Alarm

Oftmals kehrt nach einer Hungerkur das ursprüngliche Gewicht in Windeseile zurück. Ursachen für den bekannten Jojo-Effekt sehen die schottischen Wissenschaftler in einer Schaltung im Gehirn. Dieses interpretiert die Abmagerungskur als "Lebensgefahr" und sorgt dafür, dass der Abbau der Kalorien im Körper sofort reduziert wird. Vermutlich liegen die Ursachen für diesen Mechanismus in der Evolution des Menschen. "Nicht nur in Zeiten, in denen der Mensch als Jäger unterwegs war, litt er an Hunger. Auch im Mittelalter war die Angst vor dem Hungertod häufig", erklärt Jonathan Seckl, Experte für Molekular-Medizin an der Edinburgh University. "In diesen Phasen wurde der Kalorienverbrauch deutlich reduziert, damit der Mensch auch die mageren Zeiten überlebte".

Skepsis gegenüber Abspeckkuren

Seckl steht Diäten skeptisch gegenüber: "Die Notbremse bei reduzierter Kalorienzufuhr wird im Hirn gezogen, da der Körper meldet, er sei am verhungern." Der Experte ist der Meinung, dass trotz der vergangenen Jahrzehnte, in denen Hungersnöte in der industrialisierten Welt praktisch nicht vorhanden waren, die menschliche Evolution dem Notzustand praktisch nachhinkt. Ein solches Umlernen dauert hunderte oder vielleicht sogar tausende Jahre, gibt Seckl zu bedenken. Seine Studie kommt nach Ansicht von Experten zur rechten Zeit, denn weltweit sind etwa eine Milliarde Menschen übergewichtig.

Medikamente gegen den Heißhunger

Die britische Food Standards Agency will Lebensmittelhersteller dazu zwingen, Kinder nicht zu Adressaten von Lebensmittelwerbung zu machen, da die Zahl übergewichtiger junger Menschen in den vergangenen Jahren rapide angestiegen ist. Zuerst jedoch wollen die Wissenschaftler die Hintergründe für den zunehmenden Appetit analysieren. "Bevor es Medikamente gegen die Fettleibigkeit gibt, müssen wir die Hormonregulierung des Körpers, die Appetit und Gewicht steuert, erforschen", meint Seckl. Nach Angaben des Experten sind nur etwa zehn bis 15 Prozent der Übergewichtigen in der Lage mit Diäten das Gewicht zu reduzieren.